Wachsverarbeitung

Was ist Bienenwachs und wie wird dieser hergestellt?

Bienenwachs ist ein natürliches Wachs, das von Honigbienen produziert wird und eine entscheidende Rolle im Bienenstock spielt. Es dient als Baumaterial für die sechseckigen Waben, in denen Bienen ihren Honig lagern und ihre Brut aufziehen.
Die Herstellung von Bienenwachs erfolgt durch spezialisierte Arbeiterbienen, die zwischen dem 10. und 18. Tag ihres Lebens Wachsdrüsen an ihrem Hinterleib entwickeln. Diese Drüsen scheiden winzige Wachsplättchen aus, die die Bienen dann mit ihren Mundwerkzeugen formen und zu den Waben verarbeiten. Um Bienenwachs zu produzieren, benötigen die Bienen viel Energie, die sie aus Honig gewinnen. Es wird geschätzt, dass sie etwa 8 Kilogramm Honig verbrauchen, um 1 Kilogramm Wachs herzustellen.
Das Wachs selbst ist anfänglich farblos und durchsichtig, nimmt aber durch den Kontakt mit Pollen und Propolis seine charakteristische gelbe bis braune Farbe an. Die Waben aus Bienenwachs sind nicht nur extrem stabil, sondern auch flexibel und haben isolierende Eigenschaften, die helfen, die Temperatur im Bienenstock konstant zu halten.

Wie wird Bienenwachs gewonnen ?

Wildbau auf den Oberträgern
Wildbau auf den Oberträgern

Bienenwachs wird während der Saison durch den sogenannten Wildbau an Oberträgern abgekratzt und gesammelt. Da dieser nicht mit chemischen Behandlungsmitteln während der Saison in Kontakt kommt, kann dieser für die Mittelwandherstellung verwändet werden. Allerdings ist der Wildbau mit Pollenanteilen kontaminiert, wodurch dieser meistens typisch gelb, je nach Pollenverschmutzung seine Farbe gewinnt. Im Vergleich dazu wird bei der Honigverarbeitung, durch das Entdeckeln der Wachsschicht der Honigwaben (Schutzschicht des Honigs gegen Feuchtigkeit und diverse Verschmutzungen) der sogenannte Jungfernwachs gewonnen. Dieser Wachs wird direkt von den Bienen nach Reifung des Honigs (Wassergehalt des Honigs beträgt unter 18% Wasser) auf die Honigzellen zur Versiegelung des Honigs angebaut, um den Honig zu schützen. Der Jungfernwachs hat eine schneeweiße Farbe. Dieser Wachs ist für die Imkerei am kostbarsten, da dieser in reinster Form ist. Das Entdecklungswachs wird in separaten Lebensmitteleimern gelagert und wird vor allem auch für die Mittelwandherstellung von Brut und vor allem Honigwaben verwendet.

Der Verschmutzungsgrad von Brutraumrähmchen wird vor allem durch die Ablage der Nymphen-Häutchen (während der Metamorphose der Larven (Bienenbrut)) an die Zellwand stärker. Dadurch kommt es zustande, dass in einem zeitlichen Verlauf von etwa 3 Jahren, je nachdem, wie oft die Brutzelle bestiftet (wie viele Nymphen-Häutchen an die Zellwand abgelegt) wurde, dass die Brutzelle immer dunkler, bis Teerschwarz wird. Dafür ist nicht allein das Nymphen-Häutchen verantwortlich, da da auch Larvenkot an an den Zellenwand abgelagert wird und somit durch den organischen Anteil ein guter Nährboden für Mikroorganismen entsteht, was wiederum Brutkrankheiten fördern kann. Deshalb ist es wichtig, in einer guten Imkerei, die Brutwaben regelmäßig zu erneuern.

Entdecklungswachs
Entdecklungswachs

Wie wird Bienenwachs gereinigt und weiter verarbeitet?

Jungfernwachs und Wildbauwachs:

Dieser Wachs wird mittels Einkochtopf zum schmelzen gebracht. Dabei wird etwas Wasser zum Wachs in dem Lebensmitteleimer hinzu gegeben, um falls wasserlösliche enthaltene Schmutzstoffe zu filtern. Während des Aufschmelzen, sinken Schmutzpartikel in Richtung der Wasserschicht, da der Wachs eine geringere Dichte als Wasser und die Schmutzpartikel hat. Der Wachs schwimmt damit oben auf, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Ist der Wachs vollständig gelöst, wird das Wasser-Wachs-Schmutzpartikelgemisch, langsam abkühlen gelassen. Dabei findet dann der beschriebene Filtereffekt statt. Nach etwa 2 Tagen ist das Wachs zu einem Wachskuchen ausgehärtet und kann dann anschließend durch erneutes einschmelzen in Mittelwänden verarbeitet werden.

Wachsverarbeitung zu Mittelwänden:

Durch erneutes Aufschmelzen des Wachskuchen, wird das flüssige Wachs, mittels Schöpfkelle in die sogenannte Mittelwandpresse herüber geschöpft. Die Mittelwandpresse kühlt mithilfe von Wasser das Wachs in eine dünne Wachsplatte (sog. Mittelwand), mit der vorgefertigten Zellenanordnung, was den Bienen erleichtert, die Zellen anschließend im Volk aus zubauen. Anschließend wird die Mittelwand aus der Mittelwandpresse entnommen und kann dann in leere Rähmchen eingelötet werden und anschließend dem Bienenvolk bei Bedarf wieder zugegeben werden.

Verarbeitung von Altwachs(Brutwabenwachs):

Nach der Entnahme von Brutraumrähmchen, beispielsweise nach der Totalenbrutentnahme (Sanierung von Bienenvölkern gegen Brutkrankheiten), werden die Brutraumrähmchen in einen Dampfwachsschmelzer hinein gegeben. Mithilfe des Dampfwachsschmelzers, wird durch einen Verdampfer Wasser verdampft, welches das Bienenwachs der Brutwaben zum schmelzen bringt. Das Wachs läuft anschließend mit weiteren Schmutzpartikeln aus einer Öffnung des Dampfwachsschmelzers in einen Lebensmitteleimer (welcher etwas Wasser enthält) hinein. Ist das ganze Wachs aus den Brutwaben in dem Lebensmitteleimer abgeflossen, so hinterbleiben auf den Brutwaben die Nymphenhäutchenstruktur (sogenannte Trester), welche aus den Brutraumrähmchen entnommen und verworfen werden. Diese Trester kann als Dünger für Pflanzen verwendet werden. Die Bruträhmchen können anschließend durch eine Spülmaschine vollständig von restlichen Schmutzpartikeln gesäubert werden. Danach sind diese wieder nach der sorgfältigen Reinigung wieder Einsatzbereit zur Mittelwand-Einlötung. Das Wachs hingegen, wird auch wie beim Jungfernwachs, mittels Einkochtopft zum Kochen gebracht und mittels des beschriebenen Filtereffektes von Schmutzpartikeln getrennt. Dennoch kann dass Altwachs durch gewisse Behandlungsmedikamente kontaminiert worden sein, wodurch dieser Wachs nicht wieder dem Bienenvolk zu geführt wird. Dieser wird dann für die Herstellung von Kerzen verwendet. Dadurch, dass durch den Verbrennungsprozess der Kerze verdampft, wird damit auch die Wirkstoffüberreste (sind unbedenklich bei der Verbrennung) zerstört. Da in unsere Imkerei allerdings ein biotechnisches Behandlungskonzept angewendet wird, entfällt letzter Punkt generell.

Wichtigkeit von Bienenwachs

Bienenwachs spielte schon in der Antike eine wichtige Rolle, zum Beispiel in Ägypten für Kerzen, Mumien und als Dichtmittel. Im Mittelalter wurde es in Europa noch bedeutsamer, vor allem in der Kirche, wo Bienenwachskerzen wegen ihrer Reinheit (brannte kontrollierter ab als tierische Fette) bevorzugt wurden. Es war auch in der Kunst und im Handwerk gefragt, etwa für Siegel und Malerei. Mit der Industrialisierung und der Entdeckung billigerer Wachse (Paraffin/Stearin) verlor es etwas an Bedeutung, blieb aber in Nischen wie der Kosmetik und Kerzenherstellung wichtig. Heute steht Bienenwachs für Tradition und Nachhaltigkeit und ist nach wie vor ein wertvolles Naturprodukt.

Bienenwachs ist für Bienen unverzichtbar, da sie damit ihre Waben bauen. Diese Waben sind das Herzstück des Bienenstocks: Sie dienen als Aufbewahrungsort für Honig und Pollen sowie als Brutstätte für neue Bienen. Das Wachs wird von den Bienen selbst produziert und ist ideal, um die sechseckigen Zellen zu formen, die stabil und platzsparend sind. Die Waben schützen den Honig und die Brut vor äußeren Einflüssen und helfen, die Temperatur im Bienenstock zu regulieren. Ohne Bienenwachs könnten Bienen keinen funktionierenden Bienenstock aufbauen und ihre Kolonie nicht am Leben erhalten. Des Weiteren spielen die Waben eine wichtige Rolle in der Kommunikation der Honigbienen. Bienen nutzen die Waben als „Kommunikationsstraßen“, um Vibrationen und Düfte innerhalb des Bienenstocks weiterzuleiten. Wenn Bienen beispielsweise den sogenannten Schwänzeltanz aufführen, um anderen Bienen die Richtung und Entfernung einer Nahrungsquelle mitzuteilen, überträgt sich die Vibration dieses Tanzes durch die Wabenstruktur. Diese Vibrationen helfen den anderen Bienen, die Botschaft genau zu verstehen, selbst wenn sie den Tanz nicht direkt sehen.